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Die Bürgermeisterei Weyerbusch

Weyerbusch anno 1845-1848
Nach der Bildung der Rheinprovinz (1816), der Regierungsbezirke und der Landkreise (Altenkirchen mit 9 Bürgermeistereien) entstand die Bürgermeisterei Weyerbusch als neue Verwaltungseinheit. Mit ca. 3.900 Einwohner

Der Bürgermeisterei-Bezirk setzte sich aus dem Kirchspiel Mehren (gehörte seit Jahrhunderten zu Sayn-Altenkirchen) und dem Kirchspiel Birnbach (das im gleichen Zeitraum zu Sayn-Hachenburg gehörte) zusammen. Weyerbusch war Poststation der Thurn- und Taxis'schen Postverbindung (Posthalterei mit Pferdewechsel). 

Verwaltungsgremien waren der Amtsbürgermeister, die Ortsvorsteher, die Gemeinderäte und der Samtgemeinderat. Es galt die im Januar 1845 eingeführte Preußische Gemeindeordnung. 

Zugehörigkeit der Bevölkerung
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Kirchspiel Mehren (evangelisch)
- Kirchspiel Birnbach (evangelisch) Durch den Freiherrn Everhard von Geyer wurden hier katholische Bürger angesiedelt. 

Wirtschaftliche Situation
Die Wirtschaft bestand hauptsächlich aus kleinbetrieblicher Landwirtschaft mit dürftigem Ertrag, weiterhin bestand die Möglichkeit zum Nebenerwerb mit Handwerk (Schneider, Schumacher u. ä.). 

Von F. W. Raiffeisen erkannte und behobene Mängel
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Schlechtes Schulwesen (Neubau von 3 Schulhäusern)
- Keine Verdienstmöglichkeit (Beschaffung von Arbeit im Straßenbau)
- Hungersnot und Armut (Gründung des "Brodvereins")

Gründung des "Weyerbuscher Brodverein"
Im Winter 1846/1847 verursachten mehrere Missernten eine Hungernot in ganz Europa und so auch in Weyerbusch. Das wenige Brot, das es noch zu kaufen gab, war für die arme Bevölkerung unerschwinglich. In dieser Notlage entwickelte F.W. Raiffeisen eine Idee, die Grundstein für das spätere Genossenschaftswesen wurde. Zusammen mit mehreren wohlhabenden Einwohnern der Gemeinde gründete er den "Weyerbuscher Brodverein". Durch den Kauf großer Mengen Kornes konnte er hierfür einen besonders günstigen Preis aushandeln. Raiffeisen ließ ein Backhaus in Weyerbusch errichten und stellte einen Bäckergehilfen ein. So konnte Raiffeisen das Brot zur Hälfte billiger als üblich verkaufen. Wer dennoch den Brotpreis nicht zahlen konnte, erhielt das Brot gegen Unterzeichnung eines Schuldscheines. So erhielten die Bürger die Möglichkeit - nach Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage - die Schulden zurück zu zahlen. Weil Raiffeisen der Ansicht war, dass Geldgeschenke den Charakter verderben, wurde der ausgeliehene Geldbetrag zu einem niedrigen Prozentsatz verzinst. Somit gelang es mittels Selbsthilfe die damalige Hungersnot zu überwinden. 

Später bezog der "Brodverein" auch billige Saatfrüchte, um so den Gemeindebewohnern künftig eine bessere und ausreichende Ernte zu ermöglichen.